Spiritquelle
Lebens-Input Dezember 2020
Video (s.oben) 13 MinAmtsantritts Redeeines wahren PolitikersStern am Himmel der Hoffnung
Respektvoll Mensch sein
In seiner Amtsantrittsrede als Vizepräsident Boliviens formuliert am 8. November 2020 David Choquehuanca in einer Mensch und Seelen berührender Weise, was es bedeutet ein respektvoller dankbarer und demütiger Bewohner von Mutter Erde zu sein.
Stern der Hoffnung
Seine Worte strahlen und berühren wie ein Stern der Hoffnung. Wir möchten ihn mit euch teilen. Video Aufzeichnung mit Synchron Übersetzung und vollständige Rede in Deutsch zum Nachlesen – es lohnt sich.Seine AmtsantrittsredeVertreter der indigenen Völker, Staatschefs, Vertreter internationaler Organismen, Botschafter, nationale Autoritäten:Mit der Erlaubnis unserer Götter, unserer älteren Brüder und unserer Pachamama, unserer Vorfahren, unserer Achachilas, mit Erlaubnis unserer Patujú, unseres Regenbogens und unseres heiligen Koka-Blatts.Mit der Erlaubnis unserer Völker, mit der Erlaubnis aller in diesem Plenarsaal Anwesenden und nicht Anwesenden.Heute möchte ich einige Minuten lang unser Denken und Fühlen teilen.Es ist eine Pflicht, uns zu verständigen, eine Pflicht miteinander zu sprechen, es ist ein Prinzip des vivir bien.Wir Völker der alten Kulturen, der Kultur des Lebens, bewahren unsere Ursprünge seit dem Anbeginn der Zeit. Wir, die Kinder, haben eine uralte Kultur geerbt, die versteht, dass alles miteinander verbunden ist, dass nichts getrennt ist und dass nichts außerhalb ist. Deshalb sagen sie uns, dass wir alle zusammen gehen, dass niemand zurückbleibt, dass alle alles haben und niemandem etwas fehlt. Und dass das Wohlergehen aller das Wohlergehen von einem selbst ist.Dass Helfen ein Weg ist, zu wachsen und glücklich zu sein. Dass uns der Verzicht zum Wohle des anderen stärkt, dass uns zu vereinen und uns im Ganzen zu erkennen der Weg von gestern, heute, morgen und immer ist, von dem wir nie abgewichen sind.Das Ayni, die Minka, die Tumpa, unsere Colka und andere Verhaltensregeln der tausendjährigen Kulturen sind die Essenz unseres Lebens, unserer Ayllu. Ayllu ist nicht nur eine Organisationsform der Gesellschaft von Menschen, Ayllu ist ein System der Organisation des Lebens aller Wesen, von allem was existiert, von allem, was im Gleichgewicht auf unserem Planeten oder der Mutter Erde fließt. Jahrhundertelang wurden die zivilisatorischen Regeln von Abya Yala in ihren Strukturen zerstört und viele von ihnen ausgerottet, das ursprüngliche Denken wurde systematisch dem kolonialen Denken unterworfen. Aber sie konnten uns nicht ausschalten, wir leben, wir sind aus Tiwanaku, wir sind stark, wir sind wie der Stein, wir sind Cholke, wir sind Sinchi, wir sind Rumy, wir sind Jenecherú, Feuer, das nie erloschen ist, wir kommen aus Samaipata, wir sind Jaguar, wir sind Túpac Katari, wir sind Comanchen, wir sind Maya, wir sind Guaraní, wir sind Mapuche, wir sind Mojeño, wir sind Aymara, wir sind Quechua, wir sind Joki und wir sind alle Menschen der Kultur des Lebens, die wir gleich, rebellisch, mit Weisheit erwacht sind.Heute erleben Bolivien und die Welt einen Übergang der sich alle 2000 Jahre wiederholt, im Zeitenverlauf verlassen wir die Nicht-Zeit und beginnen die neue Morgendämmerung, ein neues Pachakuti in unserer Geschichte.Eine neue Sonne und ein neuer Ausdruck in der Sprache des Lebens, wo die Empathie für den anderen oder das kollektive Wohl den egoistischen Individualismus ersetzt.Wo wir Bolivianer einander als Gleiche betrachten und wissen, dass wir vereint mehr erreichen, wir sind in Zeiten, um wieder Jiwasa zu werden, nicht ich, sondern wir. Jiwasa ist der Tod der Egozentrik, der Tod des Anthropozentrismus und der Tod des Theozentrismus. Wir sind in einer Zeit, um wieder Iyambae zu werden. Diesen Kodex haben unsere Guaraní-Brüder für uns bewahrt und Iyambae bedeutet eine Person, die niemandem gehört. Niemand auf dieser Welt soll sich als Besitzer von jemandem oder von etwas fühlen.Seit 2006 haben wir in Bolivien eine harte Arbeit begonnen, um unsere individuellen und kollektiven Wurzeln zu verbinden, um wieder wir selbst zu werden, zu unserer Mitte zurückzukehren, zum Taypi, zur Pacha, zum Gleichgewicht, aus dem die wichtigsten Weisheiten der Zivilisationen unseres Planeten zum Vorschein kommen. Wir befinden uns mitten im Prozess der Wiedergewinnung unseres Wissens, der Verhaltensregeln der Kultur des Lebens, der zivilisatorischen Regeln einer Gesellschaft, die in tiefer Verbindung mit dem Kosmos steht, mit der Welt und mit der Natur, mit dem individuellen und kollektiven Leben, um unser suma qamaña, unser suma akalle aufzubauen ‒ was bedeutet, unsere Gemeinschaft und das Wohlergehen des Einzelnen oder der Gemeinschaft sicherzustellen. Wir sind in einer Zeit, unsere Identität zurückzugewinnen, unsere Wurzel, unser sake, wir haben kulturelle Wurzeln, wir haben Philosophie, wir haben Geschichte, wir haben alles, wir sind Menschen und wir haben Rechte.Einer der unerschütterlichen Stützpfeiler unserer Zivilisation ist das geerbte Wissen um die Pacha, Gleichgewicht in Zeit und Raum zu gewährleisten. Das bedeutet, mit allen komplementären Energien umzugehen , mit der kosmischen, die vom Himmel kommt, mit der, die aus der Erde kommt. Diese beiden kosmischen aus der Welt hervorgehende Kräfte wirken zusammen und schaffen das, was wir Leben nennen, als sichtbares (Pachamama) und als spirituelles (Pachakama) Ganzes. Indem wir das Leben in Begriffen der Energie verstehen, haben wir die Möglichkeit, unsere Geschichte, die Materie und unser Leben als Zusammenwirken der Chachawarmi-Kraft umzugestalten, wenn wir uns auf die Komplementarität der Gegensätze beziehen. Die neue Zeit, die wir beginnen, wird getragen sein von der Energie des Ayllu, der Gemeinschaft, der Konsense, der Horizontalität, der komplementären Gleichgewichte und des Gemeinwohls. Historisch wird die Revolution als ein politischer Akt verstanden, um die Gesellschaftsstruktur zu ändern und so das Leben des Individuums zu ändern. Keine der Revolutionen hat es geschafft, die Erhaltung der Macht zu ändern, um die Kontrolle über die Menschen zu behalten. Es ist nicht gelungen, das Wesen der Macht zu verändern, doch die Macht hat es geschafft, den Verstand der Politiker zu verzerren. Die Macht kann korrumpieren und es ist sehr schwierig, an der Gewalt der Macht und ihrer Institutionen etwas zu ändern. Aber das ist eine Herausforderung, der wir uns mit der Weisheit unserer Völker stellen.Unsere Revolution ist die Revolution der Ideen, sie ist die Revolution der Ausgewogenheiten, denn wir sind überzeugt, dass wir uns, um die Gesellschaft, die Regierung, die Verwaltung, die Gesetze und das politische System zu verändern, als Individuen verändern müssen. Wir werden die Übereinstimmungen von Gegensätzen fördern, um Lösungen zu finden zwischen der Rechten und der Linken, zwischen der Rebellion der Jugend und der Weisheit der Großeltern, zwischen den Grenzen der Wissenschaft und der unbeirrbaren Natur, zwischen den kreativen Minderheiten und den traditionellen Mehrheiten, zwischen den Kranken und den Gesunden, zwischen den Regierenden und den Regierten, zwischen dem Führerkult und der Gabe, anderen zu dienen. Unsere Wahrheit ist ganz einfach:
Der Condor fliegt nur, wenn sein rechter Flügel in perfektem Einklang mit seinem linken Flügel ist.
Die Aufgabe, uns zu ausgeglichenen Individuen zu formen, wurde vor Jahrhunderten brutal unterbrochen, wir haben sie nicht abgeschlossen und die Ära der Ayullu, Gemeinschaft, ist bereits mit uns. Sie fordert, dass wir freie und ausgeglichene Individuen sind, um harmonische Beziehungen mit den Anderen und mit unserer Umwelt aufzubauen. Es ist dringend, dass wir Wesen sind, die in der Lage sind, für sich selbst und für die Gemeinschaft ein Gleichgewicht zu halten. Wir sind in der Zeit der Brüder der apanaka pachakuti, der Brüder des Umbruchs, wo unser Kampf nicht nur für uns selbst, sondern auch für sie und nicht gegen sie war. Wir streben das Mandat an, wir suchen nicht die Konfrontation, wir suchen den Frieden, wir vertreten nicht die Kultur des Krieges noch der Vorherrschaft. Unser Kampf richtet sich gegen jede Art von Unterwerfung und gegen das koloniale, patriarchale Denken, woher auch immer es kommt. Die Idee des Zusammentreffens zwischen Geist und Materie, dem Himmel und der Erde, von Pachamama und Pachakama ermöglicht es uns zu denken, dass eine neue Frau und ein neuer Mann die Menschheit, den Planeten und das schöne Leben auf ihm werden heilen können und unserer Mutter Erde ihre Schönheit zurückgeben.Wir werden die heiligen Schätze unserer Kultur gegen jeglichen Eingriff verteidigen. Wir werden unsere Völker, unsere natürlichen Ressourcen, unsere Freiheiten und unsere Rechte verteidigen. Wir werden zu unserem KapakÑan zurückkehren, zum ehrenhaften Weg der Integration, dem Weg der Wahrheit, dem Weg der Brüderlichkeit, dem Weg der Einheit, dem Weg des Respekts vor unseren Autoritäten, vor unseren Schwestern, dem Weg des Respekts vor dem Feuer, dem Weg des Respekts vor dem Regen, dem Weg des Respekts vor unseren Bergen, dem Weg des Respekts vor unseren Flüssen, dem Weg des Respekts vor unserer Mutter Erde, dem Weg des Respekts vor der Souveränität unserer Völker.Brüder, um zum Schluss zu kommen, wir Bolivianer müssen die Spaltung überwinden, den Hass, den Rassismus, die Diskriminierung unter Landsleuten. Keine Verfolgung der freien Meinungsäußerung mehr, keine politische Verfolgung mehr durch die Justiz. Kein Machtmissbrauch mehr. Die Macht muss da sein, um zu helfen. Macht muss zirkulieren. Die Macht genauso wie die Wirtschaft muss umverteilt werden, muss zirkulieren, muss fließen wie das Blut in unserem Organismus.Keine Straffreiheit mehr. Gerechtigkeit, Brüder. Aber die Justiz muss wirklich unabhängig sein. Beenden wir die Intoleranz, die Missachtung der Menschenrechte und der Rechte unserer Mutter Erde. Die neue Zeit bedeutet, die Botschaft unserer Völker zu hören, die aus ihren tiefsten Herzen kommt, bedeutet Wunden zu heilen, uns gegenseitig mit Respekt anzuschauen, das Vaterland wiederzugewinnen, gemeinsam zu träumen, Brüderlichkeit, Harmonie, Integration, Hoffnung aufzubauen, um den Frieden und das Glück für die kommenden Generationen zu sichern. Nur so können wir das gute Leben erreichen und uns selbst regieren. Jallalla Bolivia